„Nicht so viele Sorgen machen und sich lieber auf das konzentrieren, was JETZT ist.“ Das sagt Karina Sanko, 33 Jahre alt und Psychologin. Karina kommt aus der Ukraine und vielen, die wie sie hier in Deutschland wieder bei Null anfangen mussten, gibt sie diesen Rat. 2022 kam sie mit ihrem kleinen Sohn hierher, ihr Mann konnte nicht mehr ausreisen. Seit Oktober 2025 arbeitet Karina im Projekt TAFF in der Diakonie am Park in Hof.

.„Das Leben geht weiter“, sagt sie, wenn sie gefragt wird, wie sie persönlich mit all den Verlusten und Abschieden klarkommt. Karina kann bei TAFF (Therapeutische Angebote für Flüchtlinge) auf viele eigenen Erfahrungen zurückgreifen. Aber bei aller Professionalität merkt man doch, dass auch ihr bestimmte Themen nahegehen. So musste nicht nur sie sich in Deutschland zurechtfinden und die Sprache lernen, sondern natürlich auch ihr kleiner Sohn, der jetzt in die erste Klasse geht.

„Ich habe viel mit ihm geredet und versucht, ihm mithilfe von Märchen zu erklären, warum wir plötzlich wegmussten“, erzählt die Psychologin, die gerade dabei war, ihre Promotion zu machen, als der Krieg ausbrach. „Nur das offizielle Papier hat mir noch gefehlt“, berichtet sie. Ihre Berufserfahrung und ihre Kenntnisse hätten ihr und ihrer Familie aber auf jeden Fall geholfen, die eigene Flucht zu bewältigen.
In der Ukraine hat Karina an der Uni gelehrt und viel mit Studentengruppen gearbeitet – heute kommen oft ganze Familien zu ihr in die Beratung, aus allen Kulturen. Oft brächten die Ratsuchenden viele Probleme mit, wüssten überhaupt nicht, wo sie anfangen sollen. Dann versucht sie ihnen zu vermitteln, dass „jeder kleine Schritt wertvoll“ sei.

Wie kann man sich eine neue Alltagsstruktur aufbauen? Was gibt einem ein gutes Gefühl? „Eine Stunde spazieren gehen und frische Luft atmen“, sei so ein Beispiel. Und dabei darauf achten, was man eigentlich wahrnimmt, sieht und hört – und eben nicht immer nur den Sorgen nachhängen. „Das ist wichtig für die Stabilisierung“, erklärt Karina. „Auf das hier und jetzt fokussieren statt auf Zukunftsängste.“
Ein weiterer kleiner Schritt könne sein, sich eine Aufgabe zu suchen. Was habe ich früher gern gemacht? Karina ermutigt dazu, Hobbys wiederaufzunehmen und zu spüren, wie gut einem das tut. Wenn sich dann die oder der Ratsuchende etwas besser fühle, könne sie oder er sich auch leichter für vertrauensvolle Gespräche öffnen, ist ihre Erfahrung.

„Hier ist ein sicherer Raum, hier darf man alles sagen“, betont Karina. Nichts werde bewertet; nur die eigene Erfahrung zähle. „Ich erkläre den Klient:innen, was mit ihnen gerade passiert: Es sind ganz normale Reaktionen auf unnormale Situationen.“
cs
Info:
Termine bei TAFF in Hof sind in der Regel sehr kurzfristig möglich, es gibt keine langen Wartezeiten. Das Projekt wendet sich an Geflüchtete aus allen Herkunftsregionen der Welt und kann auf sogenannte Sprach- und Kulturmittler zurückgreifen – also auf Menschen, die die vertraulichen Gespräche zuverlässig übersetzen und sich in der Kultur der Ratsuchenden ebenso gut auskennen wie in der deutschen.
Mehr:
https://www.diakonie-hochfranken.de/erwachsene/beratung-und-hilfe/migrationsdienst
